Die Monatspille: Wie gefährlich ist sie?
Chancen und Risiken der Langzeit-Antibabypille
Die Antibabypille ist in aller Munde - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das orale Kontrazeptivum ist neben dem Kondom eines der am häufigsten genutzten Verhütungsmittel unter deutschen Frauen. Viele schätzen die Sicherheit der Pille, das setzt jedoch eine korrekte Einnahme voraus. Das zu vergessen wenn man reist, in Schichten arbeitet oder einfach ein wenig gedankenverloren ist, ist da ein Leichtes.
Ein amerikanisches Forschungsteam des US-Forschungsinstituts Massachusetts Institute of Technology hat nun einen Prototypen einer Monatspille entwickelt, der das tägliche Schlucken einer Pille ablösen soll.
So funktioniert die Verhütung mit der Antibabypille
Die Pille gilt mit einem Pearl Index ( = Zuverlässigkeit bzw. Wirksamkeit von Verhütungsmitteln) von 0,1 - 0,9 als eines der sichersten Methoden zur Empfängnisverhütung, sofern sie korrekt eingenommen wird. Unterschieden wird dabei zwischen Kombinationspräparaten und Minipillen.
Kombinationspräparate enthalten sowohl Östrogene als auch Gestagene, also Geschlechtshormone und Gelbkörperhormone. Die Einnahme von Kombipillen verhindert den Eisprung und somit gibt es keine Eizelle, die befruchtet werden kann.
Minipillen hingegen enthalten nur Gestagene und verhindern den Eisprung nicht. Ihre Wirkungsweise besteht darin, den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu verhindern und den Spermien durch veränderten Schleim im Gebärmutterhals den Weg zu versperren.
Langzeitpille in Sternform
Bei der neuartigen Pille handelt es sich um ein sternförmiges Konstrukt, das sich zusammengefaltet in einer Gelatinekapsel befindet. Diese Kapsel wird geschluckt und löst sich auf, sodass sich das Trägerelement in Sternform entfaltet. Die Arme des Sterns enthalten das Gestagen Levonorgestrel, dass nach und nach freigesetzt wird.
Sobald das Mittel vollständig in den Verdauungstrakt abgegeben wurde, sollen sich die Trägerarme vom Verbindungsstück lösen und so nach ca. 3-4 Wochen ausgeschieden werden.
Chancen und Risiken - wie gefährlich ist die Monatspille?
Das Projekt “Langzeitpille” steckt noch in den Kinderschuhen und umso wichtiger ist es deshalb, über Vorteile und Nachteile dieser potenziellen Verhütungsmethode aufzuklären.
Monatspille für eine selbstbestimmte Familienplanung
Ein wesentlicher Vorteil der Monatspille besteht sicher darin, dass die tägliche Einnahme einer Tablette wegfällt und auf eine einmalige Einnahme pro Monat reduziert. Das Risiko, die Pille zu vergessen und damit ungeplant schwanger zu werden, wird damit verringert.
Im Gegensatz zu anderen, langfristigen Methoden der Empfängnisverhütung wie z.B der Spirale, Kupferkette oder Hormonstäbchen ist bei der Monatspille kein Eingriff für die Platzierung nötig. Ihre Einnahme erfolgt oral, also wie bei einer herkömmlichen Pille.
Die Langzeit-Antibabypille bietet damit eine diskrete Möglichkeit der Empfängnisverhütung und kann so auch Frauen in Entwicklungsländern zu mehr Selbstbestimmung verhelfen.
Langzeitwirkungen sind noch unbekannt
Bei der Monatspille handelt es sich aktuell noch um einen Prototypen, für den noch keine Untersuchungsergebnisse über die Wirkung beim Menschen vorliegen. Daher gibt es noch keine zuverlässigen Informationen über die Verträglichkeit, Wirkdauer und Langzeitfolgen des Präparats.
Eine weitere Herausforderung sieht das Forschungsteam des MIT beim Material, aus dem die Monatspille bestehen soll. Das muss so ausgewählt werden, dass sie dem sauren Magenmilieu standhält und sich dennoch nach einer festgelegten Zeitspanne auflöst, um wieder aus dem Körper zu gelangen.
Auch darf die Langzeitpille bei der empfindlichen Magenschleimhaut keinen Schaden anrichten durch hartes Material oder scharfe Kanten. Außerdem muss die zeitliche Abfolge der Medikamentengabe durch unterschiedliche Materialien reguliert werden, um Überdosen durch eine zeitgleiche Freisetzung zu vermeiden.
Weitere Tests und Studien notwendig
Bisher wurde das Kontrazeptivum nur an Schweinen getestet und lieferte vielversprechende Ergebnisse. In ihrem Blutserum konnte das freigesetzte Hormon Levonorgestrel einen Monat lang nachgewiesen werden und das obwohl der Wirkstoff im Körper der Schweine schneller abgebaut wird.
Das Trägersystem ist darüber hinaus nicht nur zum Zweck der Verhütung einsetzbar. Auch die tägliche Einnahme anderer Medikamente könnte damit vereinfacht werden und somit auch für chronisch oder schwer Kranke einen Vorteil bieten.
Es ist ganz eindeutig, dass die Entwicklung der Monatspille noch ganz am Anfang steht und es weiterer Untersuchungen bedarf, um sie wirklich salonfähig zu machen. Das Forscherteam schätzt, dass es noch einige Jahre dauern könnte, bis die Langzeitpille auch am Menschen getestet werden kann.
Quelle: Kirtane, Ameya R.; Hua, Tiffany; Hayward, Alison et. al..: A once-a-month oral contraceptive, Science Translational Medicine, 2019, stm.sciencemag.org
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